DIE WIEDERGEBURT DES OSTMETALS ?!?


Zugegebenermaßen ist das eine sehr reißerische Schlagzeile, welche eigentlich ganz und gar nicht unserem Stil entspricht, aber ist sie zweifelsfrei zutreffend. Zwar war der Ostmetal niemals wirklich tot, sondern hat nur geschlafen, um im Laufe der letzten drei Jahre wieder an die Öffentlichkeit zu streben. Angeführt von Bands wie z. Bsp. DISASTER K.F.W., MACBETH, MANOS, MOSHQUITO, PHARAO, welche in den letzten Jahren mit neuen Veröffentlichungen überzeugen konnten, gerät die Tradition des Metals aus Ostdeutschland nicht in Vergessenheit. Auch diejenigen Musiker, welche mit Ostmetal groß geworden sind und mittlerweile selber erfolgreich musizieren, bekennen sich freimütiger denn je zu ihren Wurzeln. Haben wir es also mit einem Ostmetal-Boom zu tun?
Mitnichten! In manchen Kreisen hat der Heavy Metal aus der DDR immer noch den Ruf eines minderwertigen oder fremdgesteuerten Produktes und selbst Artikel in überregionalen Magazinen konnten dieses Vorurteil nicht beseitigen. Ich könnte jetzt zur Widerlegung der angeblichen "Minderwertigkeit" Reviews von Ostmetal-Veröffentlichungen in internationalen Magazinen aus der damaligen Zeit vorlegen und den Vorwurf "fremdgesteuert durch die Obrigkeit" mit ausführlichen Beweisen widerlegen. Aber ich unternehme nichts dergleichen, denn umso mehr Argumente man für den Ostmetal anbringt, umso mehr neue Vorwürfe werden erklingen. Deswegen richtet sich das "Eisenblatt" auch ausschließlich an Metal-Fans, welche dem Ostmetal positiv oder zumindest neutral gegenüberstehen. Wir werden den Verleumdern auch kein Futter für neue Hetzkampagnien liefern, sondern weiterhin versuchen, die Hintergründe zu beleuchten. Durch diese Fakten sollte dann jedem klar werden, warum sich manche Bands trotzdem den Gegenheiten des Regimes beugten. Selbst diesen Combos erging kaum besser als jenen, welche auf Konfrontationskurs mit der Obrigkeit geblieben sind, denn das sozialistische System hat diese Musik niemals akzeptiert! Vorlage für die erste EISENBLATT-Ausgabe Anfangs wollte man diese Jugendbewegung unterdrücken, doch nach dem Scheitern solcher Aktionen und der massenhaft um sich greifendenden Ausbreitung des Heavy Metals in der DDR beschränkte man sich auf das Eindämmen dieser "Epidemie" mit repressiven Mitteln wie zum Beispiel Zensur und Spielverboten.
Nach diesem Plädoyer für den Ostmetal würde mich sicher jeder Musiker von damals als Anwalt engagieren, aber letztendlich dient meine Ansprache nur einem Zweck: Das "Eisenblatt" hat selbst knapp 20 Jahre nach dem Mauerfall noch eine Daseins-Berechtigung, um unzensierte Fakten zu vermitteln, Protagonisten von damals mit für Ostalgiker unbequemen Wahrheiten zu Wort kommen zu lassen und Vorurteile gegenüber dem Heavy Metal aus der DDR abzubauen. Das Witzige an der Sache ist nur, daß man heutzutage mit vollkommen gegensätzlichen Vorurteilen als zu Zeiten des "real existierenden Sozialismus" zu kämpfen hat! Wir beziehen uns mit dem ironischen Untertitel "Zentralorgan für Heavy Metal aus Ostdeutschland" nicht nur auf die "alten Zeiten", sondern haben sogar das Erscheinungsbild des "Eisenblattes" den damaligen Gegenheiten in der DDR angepaßt. Natürlich werden von uns auch aktuelle Projekte ostdeutscher Musiker unterstützt, aber so kennt man uns und so wollen wir auch verbleiben!
In diesem Sinne wünsche ich Euch viel Spaß beim Stöbern in den Ausgaben unseres kleinen Ostmetal-Fanzines!

(Text: HeRo - erschienen im Eisenblatt Nr.01 vom April 2008, Foto: HeRo)
 
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