BESPRECHUNGEN VON OSTMETAL-TONTRÄGERN


POSTMORTEM "Constant Hate" (War Anthem Records, 2008)

Mit "Constant Hate" liegt mir das nunmehr vierte Album der bereits im Jahre 1988 gegründeten Formation vor. Die seit 1991 durch diverse Veröffentlichungen munter agierende Band, welche Einflüsse aus Thrash, Death, Rock'n'Roll und neuerdings auch modernere Elemente in ihren Sound inteugriert, liefert uns mit dem aktuellen Album auf den ersten Blick einen ziemlich fetten, fast dreiviertelstündigen Bastard ab, der mit einer dicken Produktion und einer stilvollen Booklet-Gestaltung aufwarten kann.
Nach einem kurzen Intro knallt der Opener "Are You Dead" aus den Boxen und animiert zum Rübeschütteln. Das thrashige "Suffer", welches unmittelbar danach folgt, kommt ebenfalls sehr heftig daher und wird von einem eingängigen Refrain abgerundet, der zum Mitgröhlen animiert.
Beim dritten Song "Killing Days", der musikalisch in meinen Ohren etwas uninspiriert klingt, vermag ich die unverwechselbare Stimme von "Brutus" Habermann zu vernehmen, die definitiv nicht von dieser Welt ist. Der shufflemäßige Strophen-Part rückt das Stück allerdings eher in ein nicht ganz ernstzunehmendes Licht, was mir persönlich als Spaßmusik-Hasser nicht sonderlich gefällt, aber jeder soll sich da sein eigenes Urteil bilden.
An vierter Stelle folgt "The Way Of The Knife" und der auf den ersten beiden Songs eingeschlagene, thrashige Kurs weicht nun rockigeren und mitunter sogar punkigen Harmonien und dürfte Freunde von leicht nachvollziehbaren Arrangements und einprägsamen Hooklines die Freudentränen in die Augen treiben, wenn auf dem Zeltplatz unter reichlich Alkoholeinfluss munter mitgebrüllt werden kann. "Lobotomy" kommt dann etwas schwerer und stampfender daher, kann mich aber aufgrund des eher simplen Riffings auch nicht sonderlich überzeugen. Der Song klingt wie eine spontane Jam-Session ohne besondere Höhepunkte oder auflockernde Farbtupfer, auch wenn im Endpart das Tempo etwas angezogen und dadurch ein wenig Charme der alten Hardcore-Tage adaptiert wird.
"Please God" wird dann durch Cleangitarren im Strophenteil etwas interessanter gestaltet, rauscht aber leider sonst auch eher unspektakulär an mir vorbei. Auf "Revolution" geht es dann wieder etwas derber zur Sache, auch wenn einzelne Stampfpassagen den Song in meinen Ohren immer wieder etwas ausbremsen. Der Refrain ist auch hier wieder sehr eingängig und songdienlich arrangiert worden, reicht aber dennoch nicht, um das Stück herauszuheben. Trotzdem kann ich mir vorstellen, daß "Revolution" auf den Bühnen dieser Welt seine Wirkung nicht verfehlen wird.
"As The Blood Rushed Out Of Her Cutted Throat" ist eine kurze Akkustik-Gitarren-Überleitung zum anschließenden "Hate, Kill, Destroy", welches wieder eine Mischung aus Thrash Metal und urigen Hardcore-Elementen darstellt und etwas deftiger und brutaler rüberkommt als die Tracks davor. In der Mitte des Songs verwandelt sich der eher rasende und wütende Akzent in einen Midtempostampfer, bevor nochmal zum letzten Refrain ausgeholt und die Energie der ersten Hälfte erneut aufgegriffen wird.
"Can't Stop Killing" kommt dann wieder etwas rockiger daher und bildet den eigentlichen Abschluß des Albums, welches mir persönlich zu durchwachsen erscheint. Zu viele verschiedene Elemente finden auf "Constant Hate" Verwendung und verwirren mitunter den geneigten Zuhörer. Mir fehlen ein paar mehr treibende Riffs und auch Soli sucht man auf dem aktuellen Album (ausgenommen "Can't Stop Killing") vergeblich. Stattdessen wurde auf eingängige Refrains und Mitgröhl- und Moshparts weitaus größeres Augenmerk gelegt.
Als versteckten Bonus findet man nach dem eigentlichen Zehn-Tracker eine Cover-Version von DRITTE WAHL, welche durch ein altes Volkslied eingeleitet wird und die bereits angesprochene Party-Attitüde einiger Passagen noch unterstreicht. Mir persönlich ist das Album nicht ausgereift genug, aber sicher gibt es da draußen genug Fans, die sich daran erfreuen werden. Wer die bisherigen Werke der Berliner in seiner Sammlung stehen hat, wird auch mit diesem Album definitiv nichts falsch machen, aber ich bevorzuge dann doch lieber andere Vertreter der Hartwurstszene.

(Text: HeRo, Bild: Postmortem)
 
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