BESPRECHUNGEN VON OSTMETAL-TONTRÄGERN |
PHARAO "Road To Nowhere" (SAOL, 2010) |
Leicht verspätet, aber dennoch gerade rechtzeitig zum fünfundzwanzigjährigen Jubiläum erscheint die erst zweite
vollständige Langspiel-Scheibe der Berliner Ostmetal-Legende seit dem grandiosen "Bad Boys From East"-Album aus dem Jahre 1990.
Im Laufe der Jahre sind zwar immer mal wieder ein paar Songs in Eigenregie veröffentlicht worden, doch erst nach Erscheinen
der Compilation "20 Years PHARAO / Anthology 2006-1986" konnte sich Jacky Lehmann mit einer funktionierenden Besetzung umgeben, die
mit dieser CD nun die Früchte ihrer Arbeit vorstellt. Zuerst muß man lobend erwähnen, daß der Sound fett ausgefallen ist, aber da Jacky die CD größtenteils in seinem eigenen Studio aufgenommen und dort gemischt sowie gemastert hat, konnte er sich den Klang so zurechtzimmern, wie er ihm für PHARAO vorschwebte. Das seine Arbeit als gefragter Sound-Ingenieur auch der Grund für die vielen Verzögerungen gewesen sind, sei hier nur am Rande erwähnt. Die Scheibe startet mit einem Heavy-Kracher erster Güte und zusätzlich konnte Jacky für "On The Attack" noch SAXON-Urgestein Peter "Biff" Byford als Gastsänger verpflichten. Um das Name-Dropping abzuschließen: Beim Track "We Are" haben die SAXON-Jungs Nigel Glockler, Tim "Nibbs" Carter und Paul Quinn Hintergrund-Gesänge beigesteuert und für die Neu-Aufnahme des bereits vom "Anthology"-Sampler bekannten "Seven Seas" hat Paul Quinn auch noch ein Solo eingespielt. Weiterhin ist der MIND ODYSSEY-Sänger Mario Le Mole auf dem aus dem Jahr 2009 bereits bekannten Song "Why Not!" zu hören (er hat übrigens auch das "Road To Nowhere"-Cover kreiert) und quasi in letzter Minute hat noch SODOM-Urgestein Tom Angelripper eine Strophe des durchaus guten Songs "Before The Storm" eingeträllert. Daß in meinen Ohren Tom's Stimme etwas zu befremdlich für diesen im Midtempo gehaltenen Hard Rocker klingt, schmälert aber nicht dessen musikalische Qualität. Apropos: Musikalisch wird hier sehr viel geboten, denn von Modern Rock über eingängigen Hard Rock bis hin zu waschechtem Heavy Metal mit Achtziger-Jahre-Feeling wird auf dieser Platte alles geboten. Es fügen sich auch alle Lieder nahtlos in das Gesamtwerk ein und bis auf Tom Angelripper's Gesang sowie ein paar (in meinen Augen) überflüssigen Sound-Spielereien der modernen Art ist "Road To Nowhere" ein gutes Album geworden. Klar kann man das Produkt nicht mit der "Bad Boys..."-Platte vergleichen, aber das wollen PHARAO ja auch gar nicht. Wer also ein Faible für gute Riffs und schöne Melodien hat, dabei gleichzeitig aufgeschlossen gegenüber "neumodischen" Stilmitteln ist, der muß sich diese Scheibe anhören! Meine Favoriten sind übrigens "On The Attack", "Road To Nowhere", "Like A Phoenix" und "We Are", nur das B.T.O.-Cover "You Ain't See Nothing Yet" finde ich überflüssig. (Text: HeRo, Bild: Mario Le Mole) |