BESPRECHUNGEN VON OSTMETAL-TONTRÄGERN


MIND ODYSSEY “Best Of - 15 Years“ (Mo Entertainment, 2008)
MIND ODYYSEY “Time To Change It“ (Napalm Records, 2009)

Nachdem MIND ODYSSEY aufgrund gesundheitlicher Probleme des Sängers Mario Le Mole und der Beschäftigung von Gitarrist Victor Smolski bei RAGE einige Jahre auf Eis lagen, haben die beiden Musiker im Jahre 2007 bei den Aufnahmen zum "Nuclear Blast"-Jubiläums-Sampler "Into The Light" wieder zusammengearbeitet und beschlossen, MIND ODYSSEY nicht einfach in der Versenkung zu belassen. So stellten die beiden anläßlich des fünfzehnjährigen Jubiläums der Band eine Best-Of-Scheibe zusammen und geben damit einen Überblick über die ersten vier Alben der Band, welche mittlerweile auch wiederveröffentlicht wurden.
Diese Sammlung der größten Hits von MIND ODYSSEY ist für meinen Geschmack sehr auf das 1998 erschienene dritte Album “Nailed To The Shade“ fixiert, das gleich mit fünf Songs vertreten ist, während die restlichen drei Alben nur mit jeweils zwei Songs berücksichtigt werden. Dazu kommt noch ein neues Stück namens “Raven And Swan“, auf das ich später noch separat eingehen möchte.
Aber der Reihe nach: Vom starken Debüt-Album “Keep It All Turning“, welches 1993 zur Hochzeit des Grunge erschienen ist und musikalisch dort weitermacht, wo die MIND ODYSSEY-Musiker vor der Wende mit MERLIN aufgehört haben (die komplette Gitarren-Fraktion und der Sänger spielten bei der Berliner Ostmetal-Legende), sind leider nur die Songs “Possessed By You“ und “Illusions“ vertreten. Meiner Meinung nach hätten hier noch Lieder wie “The Reaper“, “Fire In The Sky“, “Open Fire“ und/oder “I've Opened My Eyes“ vertreten sein müssen, welche meine Ohren mit sehr gutem klassischen Heavy Metal verwöhnen, wie er Ende der Achtziger Jahren Standard gewesen ist. Leider verhinderte das Tief, in welches der klassische Heavy Metal Anfang der Neunziger versank, den Durchbruch von MIND ODYSSEY.
Das 1995 erschienene zweite Album “Shizophrenia“ mußte dann ohne die beiden MERLIN-Gitarristen Dan Uhden und Rocco Stellmacher auskommen, aber musikalisch schließt die Platte weitestgehend dort an, wo MIND ODYSSEY mit ihrem Debüt aufgehört haben. Von “Shizophrenia“ wurden auf dieser Best Of-Compilation nur “Evolution“ und “Robotman“ berücksichtigt, wobei in meinen Ohren Songs wie der Titeltrack oder “Voodoo Can't Save Me Now“ sicherlich ebenso oder sogar repräsentativer für dieses Album sind. Zwar ist diese Platte schwächer als “Keep It All Turning“, aber sie ist dennoch hörenswert.
Nach den Aufnahmen zu “Shizophrenia“ stieg dann Victor Smolski bei MIND ODYSSEY ein und prägte den Sound der Berliner Band maßgeblich. Die Musik der Band wurde anspruchsvoller, wobei Victor die Songs aber nicht zu sehr mit seinen Fähigkeiten als Gitarrist überfrachtete, sondern immer songdienlich agierte. Mit den auf dieser Greatest Hits-Scheibe enthaltenen Songs “Nailed To Shade“, “In The Dark“, “Apollo 13“, “Not With Me“ und der Ballade “Confide In You“ wird dem 1998er Album entsprechend ausführlich gehuldigt.
Das gleich im folgenden Jahr erschienene Album “Signs“ beginnt mit einem an MANOWAR's “The Warrior's Prayer“ angelehnten Intro, welches anstatt der Schlachten den “Classics“ huldigt. Auch diese Platte kann den gehobenen Standard halten und setzt die Richtung fort, welche MIND ODYSSEY mit mit “Nailed To The Shade“ eingeschlagen haben: klassischen Heavy Metal mit leicht progressivem Einschlag. Neben den auf dieser Compilation-Scheibe enthaltenen Songs “Men Of No Return“ und “Born Bastards“ würde ich aber auch noch “Slaves Of The Desert“ und “Welcome Demon“ zu den Höhepunkten dieser Platte zählen, die zwar etwas progressiver als “Nailed To The Shade“ ausgefallen ist, aber für meine gerad-linigen Ohren immer noch heavy genug ist und sich nicht in Frickeleien verliert.
Die CD “Best Of - 15 Years“ beginnt mit dem neuen Lied “Raven And Swan“, der von den “Into The Light“-Sessions übrig geblieben ist und für den Peavy von RAGE den Text geschrieben hat. Der Song ist auch auf dem neuen MIND ODYSSEY-Album zu finden, auf das ich an dieser Stelle nun etwas näher eingehen möchte: Bei den Aufnahmen zu “Time To Change It“ wurde Gitarrist Dan Uhden, in dessen Studio die Platte vollendet wurde und der MIND ODYSSEY damals zusammen mit Mario Le Mole gründete, wieder als zweiter Gitarrist neben Victor Smolski in die Band geholt. Ich weiß ja nicht, ob Dan Uhden Einfluß auf das Songwriting für die Songs von “Time To Change It“ hatte, jedenfalls klingt die Platte wie eine Mischung aus den ersten vier Alben von MIND ODYSSEY. Das darf aber jetzt nicht abwertend verstanden werden, denn die Scheibe vereint auf geniale Weise den Spirit des Achtziger Metals mit der Progressivität, welche Victor Smolski in die Band einbringt. Er überfrachtet die Songs auch nicht mit ellenlangen Solis, sondern liefert einfach gute Riffs ab und hält sich songdienlich zurück. Die Fans von Victor's virtuosem Gitarrenspiel können sich ja die sehr gute DVD “School Of Metal“ bestellen, auf der er zeigt, was eine Metal-Harke ist.
Aber zurück zu “Time To Change It“: Lieder wie “Riding And Ruling“, “I Want It All“, “Final Fight“, “Storm Warning“ oder “Raven And Swan“ verkörpern den Spirit der Achtziger, indem sie sich musikalisch in einer Melange aus JUDAS PRIEST, SAVATAGE, HELLOWEEN und RAGE bewegen, aber trotzdem genug kreatives Potenzial besitzen, um eigenständig zu klingen und MIND ODYSSEY nicht zu einer Band unter vielen zu machen.
Für mich steht dieses Album in einer Reihe mit “Keep It All Turning“ und “Nailed To The Shade“. Die Gitarren klingen kräftig und der Gesang von Mario Le Mole kann durchweg überzeugen. Summa sumarum ist “Time To Change It“ ein Album zum Weiterempfehlen!

(Text: HeRo, Bilder: Mo Entertainment, Napalm Records)
 
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