BESPRECHUNGEN VON OSTMETAL-TONTRÄGERN |
MALEDICTIVE PIGS (diverse Produktionen, 1992-2004) |
Leider ist mir das Demo "Apathetic Faces" von 1992 nicht zugänglich. Deshalb kann diese Rezension nur mit den vier regulären
Alben sowie der Split mit SKINLESS aufwarten. Das Erstlingswerk von MP nennt sich "Funeral Sermon". Drummer Ronny stellte es mir freundlicherweise in Form einer Kopie für diese Rezension unentgeltlich zur Verfügung, vielen Dank noch mal! Aufgenommen wurde das Ganze 1995 und erschien als Eigenproduktion. Der Klang dieses Werkes ist noch sehr viel "rauer" als die folgenden Veröffentlichungen. Aber das verwundert ja im Prinzip auch nicht, handelt es sich hier doch schließlich um eine wahre Perle des Undergrounds. Auch wenn noch alles etwas unbeholfen klingt, merkt man der Band bereits zu diesem Zeitpunkt an, in welche Richtung es - grob gesagt - gehen soll und daß man sich hier dem Death Metal in einer seiner schönsten Ausprägung gewidmet hat. Kompromisslos und brachial wälzt die Musik rund 40 Minuten lang durch meine Lautsprecher. "Funeral Sermon" stellt insgesamt (nicht nur für mich als Sammler) eine sehr wertvolle Ergänzung meiner Death Metal-Kollektion dar! Midtempo-Passagen wechseln mit Knüppel-Orgien und Moshpit-tauglichen Stellen. Im Jahr 1999 erschien dann "Reborn" bei "Trauma Records". Rumpelkammer-technisch gesehen gibt’s hier einen Nachschlag nach dem Anderen - ich höre diese Platte wirklich sehr gerne! Was manche "Pure fucking Underground" oder "Old School" nennen, kann man hier am besten nachvollziehen. Diese Platte wirkt in etwa so, als würde man mit einem Straßenhund 'rumtollen und danach Flöhe haben. Kurzum: Man ist infiziert und geht anderen damit auf den Keks. Der Sound ist äußerst räudig, das Gitarrenspiel ist etwas monoton, das Schlagzeug klingt wie eine Ansammlung von Omas Hutschachteln, auf denen wild 'rumgedroschen wird - also die absolute Hölle und das im positiven Sinne! Yeah! Wer will denn schon irgendwelche super abgemischten und eingespielten Platten hören? Das Ohr stößt sich gerne an Ungereimtheiten, wenn alles zu "glatt" klingt, setzt schnell Langeweile ein. Man braucht als Hörer "“Ecken und Kanten" - genau das ist es, was Death Metal ausmacht. Alles andere ist Pop! Ein besonderer Schmaus ist "Der Spiegel" auf dieser Scheibe. Durch den deutschen Text ist das Lied sehr einprägsam und gefällt auf Anhieb. Aber auch "Innocent Butchery" könnte man einen "Hit" nennen, würde ich an eurer Stelle unbedingt mal antesten! 2001 folgte dann die Veröffentlichung "Bloodshed", die beim wohlbekannten Patrick W. Engel im "Rape Of Harmonies-Studio" gemastert wurde und bei "Cudgel Agency" erschien. "Bloodshed" ist eine gute Mischung aus allen Platten der Band. Die Produktion ist sehr dick, trotzdem klingt alles noch schön ranzig - wenn es so was wie "Brandenburgian Death Metal" gibt, dann ist diese Platte definitiv ein Aushängeschild dafür! Groove-technisch bewegt man sich hier übrigens ein bisschen mehr im US-amerikanischen Schwimmbecken als bei den Produktionen vorher. Schade, daß es diese Band nicht mehr gibt, beim Hören der ganzen Platten könnte man glatt sentimental werden. Wer auf "Death Metal Made In Germany" steht, sollte sich die Perlen der Band auf alle Fälle zulegen! Anspiel-Tip vom 2001er Album: "Written In Blood" - da bleiben keine Fragen offen! Direkt mit dem Album "Bloodshed" verbunden ist die Split-EP "Brainwashing" mit SKINLESS (USA), welche ein Jahr vorher bei "Cudgel Agency" erschien. Der Beitrag von MALEDICTIVE PIGS besteht aus den Liedern "Brainwashing" und "Reborn", welches vom gleichnamigen Album her bekannt ist. Das Ganze ist auf 1000 Stück limitiert gewesen und für Sammler ein Muß! Zum letzen Mal wurde schließlich 2004 mit "Soul Surgery" zum musikalischen Schlag ausgeholt, um damit dann die letzte Ruhestätte für das Vorhaben MALEDICTIVE PIGS gefunden zu haben. Die CD enthält noch ein paar zusätzliche Informationen. Mitte der 90er Jahre war sowas noch sehr häufig, denn viele Bands verfügten noch nicht über eigene Webseiten, das Internet war gerade im Entstehen. Sehr schön gemacht, leider funktioniert bei meinem Rechner die Option des 2004er "Fuck The Commerce"-Videos nicht, auf dem MP spielten und bei dem die Band GRAVE gecovert wurde. Meines Wissens nach gab's die Mitschnitte des Open Airs damals auch auf Videokassette und ich meine zu wissen, daß das GRAVE-Cover beim MP-Ausschnitt mit enthalten ist. Wenn man keinen Videorecorder mehr hat, kann man das schwerlich überprüfen. Zurück zur CD: Wie zu erwarten ist das Ganze etwas sauberer produziert, der Sänger versucht sich an gutturalem Gesang neuerer Art, das Klangbild wurde von Patrick W. Engel, der auch die "gesprochenen Wörter" bei dem Lied "Lobotomy" beisteuerte, geschaffen. Mir persönlich ist die Platte zu "durchproduziert", weniger wäre auch hier mehr gewesen. MP sind keine US-Prügel-Band, welche als Hightech-Hyperspeed-Metaller ihr Dasein fristeten. Kurz: Ein etwas räudigerer Abgang hätte der Band gut gestanden. Aber nichtsdestotrotz hört man sich auch diese Veröffentlichung sehr gerne an. Zusammenfassend: MP ist genau das Richtige für "Death Metal-Fans with an alcoholic problem" (Zitat aus der CD "Bloodshed")! (Text: Fidel, Bilder: bandeigene Promotion, Trauma Records, Cudgel Agency) |