BESPRECHUNGEN VON OSTMETAL-TONTRÄGERN


MACBETH "Wiedergänger" (Massacre Records, 2012)

Drei Jahre nach "Gotteskrieger" erblickt mit "Wiedergänger" das dritte MACBETH-Album das Tageslicht. Sie waren von 1985 bis zum völlig sinnlosen Verbot ein Jahr später und der darauffolgenden Umbenennung in CAIMAN eine der erfolgreichsten Metal-Bands der DDR, aber das dürften sicherlich schon viele Leser des "Eisenblattes" wissen. Zugegebenermaßen kenne ich von ihnen bisher nur die 80er-Jahre-Compilation "Zeit Der Zeiten", die beiden Studio-Alben von 2006 und 2009 rauschten leider etwas an mir vorbei. Doch da der werte Herr Rosenberg mit der Band in engem Kontakt steht, habe nun ich als außenstehender DDR-Metal-Fan die Ehre, das Album aus neutraler Sicht für sein kleines Heftchen zu reviewen.
Mit dem Opener "Kamikaze" geht es gleich verdammt heavy los: Eine fette Doublebass, dröhnende Brat-Gitarren, ein barbarisch grölender Olli Hippauf (ex-MOSHQUITO), düstere und schonungslose Lyrics. Sind das wirklich noch die gleichen MACBETH, die man von Hendrik's Compilation kennt? Ich persönlich muß ja schon zugeben, daß das Album für meinen Geschmack ein bisschen zu modern produziert wurde, aber das ist - wie doch so vieles - Geschmackssache! Verantwortlich dafür war ihr ehemaliger Drummer Patrick W. Engel. Beim Songwriting hört man jedoch, von wem die Erfurter schon immer beeinflusst waren: Hier ein bisschen METAL CHURCH, dort ein wenig ACCEPT beziehungsweise MAIDEN (Riffing) und die ein oder andere Thrash-Band dürfte an dem Quartett auch nicht ungehört vorbeigerauscht sein. Andererseits befinden sich auf "Wiedergänger" an manchen Stellen schon fast leichte Black Metal-Einflüße, man beachte beispielsweise die klirrend kalten Gitarren-Parts in "Begraben". Highlight des Albums ist in meinen Augen die abschließende "Stalingrad"-Trilogie, bestehend aus den Songs "Kanonenfutter", "Untergang" und "Das Kreuz". MACBETH haben sich inhaltlich noch viel intensiver und kritischer als ACCEPT wenige Monate zuvor damit auseinander gesetzt, was mir sehr gut gefällt. So bleibt unterm Strich ein interessantes, düsteres, deutschsprachiges Heavy/Thrash Metal-Album, das mit etwas weniger brachial produzierten Klampfen zwar noch besser klingen würde, aber allemal tausendfach mehr zu bieten hat als dieser sterile NDH-Einheitsbrei im Fahrwasser von RAMMSTEIN, OOMPH! und Co.! Und das ist als lupenreines Kompliment zu sehen!
Interessant dürfte für Fans der alten MACBETH die auf tausend Einheiten limitierte Digipack-Version sein: Hierauf sind nämlich alle vier Songs des 1985er Demos ("Zeit Der Zeiten", "Bomber", "Höllenfeuer" (Killersong!) und "Macbeth") enthalten. Stimmlich erreicht Olli zwar nicht ganz die Stimmlage von Ur-Sänger Detlef Wittenburg (R.I.P.), schlägt sich aber dennoch sehr gut! Also: Ranhalten, sonst gibt’s bald nur noch die normale Version.

(Text: Marius, Bild: Massacre Records)
 
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