BESPRECHUNGEN VON OSTMETAL-TONTRÄGERN


MACBETH “Gotteskrieger“ (Massacre Records, 2009)

Mit ihrem neuen Album „Gotteskrieger“ treffen MACBETH voll ins Schwarze! Fast drei Jahre wartete man schließlich auf den Nachfolger vom postwende erschienenen Debütalbum. Mittlerweile bei Massacre Records angekommen und bereits die ersten guten Rezensionen vom ”Rock Hard“-Magazin und Konsorten eingeheimst, machen sich MACBETH auf den Weg, die Ohren der Metal-Fans zu erobern. Das Gepäck, daß sie für diese Reise mitgenommen haben, möchte ich im Folgenden beschreiben.
Textlich ist das Album "Gotteskrieger" im Bereich der Abgründe der Menschheit anzusiedeln. Mit ”Hunde wollt ihr ewig leben“ vertonte man schließlich den gleichnamigen Roman von Fritz Wölls, welcher in der jungen Bundesrepublik auch verfilmt wurde. In diesem ging es um die Sinnlosigkeit des Verheizens von Soldaten im Zweiten Weltkrieg. Diesem Lied schließt sich thematisch ”Das Boot“ an, bei dem die Band sich die Melodie von dem allseits bekannten Film mit Herbert Grönemeyer ausgeliehen hat. ”Das Boot“ klingt mit dem Chanson von Lili Marlen aus, das auch im gleich betitelten Film von Rainer Werner Fassbinder eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Und auch ”Maikäfer flieg“ ist voller doppeldeutiger Andeutungen, die sich fast durch die gesamte CD ziehen. Da die Texte in deutscher Sprache sind, dürften diese Anspielungen jedoch nicht so schwer zu entschlüsseln sein. Ob MACBETH wieder so eine Furore mit ihren Texten machen wie im Frühjahr diesen Jahres mit dem Lied ”April“, mit dem sie es sogar ins russische Staatsfernsehen schafften, wird sich zeigen.
Musikalisch betrachtet handelt es sich beim aktuellen Album um flotten Heavy Metal mit Thrash- und Death Metal-Einflüssen. Zum Glück kommen beim Hören der deutschsprachi-gen Lieder von MACBETH bei mir keinerlei Assoziationen zu RAMMSTEIN auf. Der Gesang von Olli Hippauf ist sehr ein-dringlich und facettenreich. Er vermag es ausgezeichnet, die Kraft und Wucht der Texte stimmlich umzusetzen. Im Kontrast dazu steht die Kinderstimme der Tochter vom Gitarristen Ralf Klein, welche im Lied “Maikäfer flieg“ zum Einsatz kommt. Da läuft es einem wortwörtlich kalt den Rücken runter. Da ich vor ein paar Wochen erst ein Interview von Ralf Klein im Radio hören durfte und dieser den Umstand zu den Liedern erläuterte, ist mir auch der Hintergrund dazu etwas geläufiger. Die Lieder “Das Boot“ und “Mein kleiner Soldat“ sind beispielsweise aus einer gewissen Innenperspektive der Protagonisten geschildert und lassen wissentlich Interpretations-spielraum offen. Der Interviewer im Radio legte seine pazifistische Interpretation der Lieder zu Grunde, welche Ralf Klein mit dem Verweis von Kindersoldaten in Afrika bejahte. Es gäbe seiner Aussage nach wohl nichts Verwerflicheres, als Kinder in den Krieg ziehen zu lassen. Das abgebildete Porträt im Begleitheft von einem zirka Zwölfjährigen in Wehrmachtsuniform unterstreicht diese Einschätzung sehr deutlich.
Insgesamt lohnt der Hörgenuß dieser CD nicht nur wegen der Texte. Die Gitarren sind sehr fett, was wohl auch dem Tonstudio des Schlagzeugers geschuldet sein dürfte, der bereits in der Vergangenheit den ein oder anderen international bekannten Metal-Act aufgenommen und abgemischt hat. Die zehn Lieder sind allesamt sehr einprägsam und verleiten schnell dazu, die Wiederholungstaste zu drücken. Zum Schluß wird es mit “Totentanz“ zwar etwas ruhiger, was aber nicht bedeutet, daß die Musik weniger unter die Haut geht. Besagtes Lied weist im Sprechgesang die Aufforderung vor, auf Gräbern schreiend bis auf die Knochen zu tanzen. Hoffentlich überliest es die Zensur, sonst gibt es wieder Auftrittsverbot! Melancholisch und ebenfalls etwas ruhiger klingt “Gotteskrieger“ mit “Am Grab“ aus. Hierbei dürfte es sich um eine Hommage an die Verblichenen dieser Welt handeln, im Speziellen um die ehemaligen Bandmitglieder von MACBETH/CAIMAN. Das Cello zum Schluß tut hier ebenfalls sein Übriges.
Bleibt lediglich zu hoffen, daß der Welt die Interpretation der Texte durch Herrn Tischleder (Junge Freiheit) erspart bleibt. Fazit: Super produzierte und gut durchdachte Metal-Musik, die es anzutesten lohnt!

(Text: Fidel, Bild: Macbeth)
 
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