BESPRECHUNGEN VON OSTMETAL-TONTRÄGERN


KNORKATOR "Weg nach unten" (DVD, Tuba Reckorz, 2008)

Diese Doppel-DVD enthält ein "reguläres" Konzert aus dem Jahre 2006 (die "Vatiproduktion", welche "plugged" eingespielt wurde) und dazu wurde nach Bekanntwerden der Band-Auflösung im Jahr 2007 noch ein Unplugged-Konzert mitgeschnitten, welches als "Muttiproduktion" bezeichnet wird und die Songs der Band in einem neuen Gewand zeigt. Jetzt könnte ich natürlich auf die superbe Bild- und Tonqualität der beiden Konzert-Mitschnitte näher eingehen und Euch die Extras (in Form eines Videoclips des neuen "Kinderliedes" oder des ausführlichen Abschieds-Interviews mit allen Band-Mitgliedern) schmackhaft machen wollen, aber wer diese Berliner Band schon zu schätzen gelernt hat, wird sich diese Doppel-DVD sowieso zulegen. Deswegen werde ich an dieser Stelle einfach mal auf die Mucke von KNORKATOR eingehen: Irgendjemand hat mal geschrieben, daß KNORKATOR eine "Mischung aus einem Metal-Fan, einem mittelalterlichen Bardensänger, einem Wagner-Enkel und einem Komiker" wären. Fakt ist, daß Keyboarder Alf Ator mit Hard Rock aufwuchs und dann später den progressiven Rock für sich entdeckte, Sänger Stumpen als Kind eine Ausbildung im Kinderchor mit opernhaften Ambitionen absolvierte und danach bei diversen Funk-Bands agierte, während Gitarrist BuzzDee in der Ostrock- bzw. Ostmetal-Szene kein Unbekannter ist. All diese Schilderungen beschreiben den Sound von KNORKATOR natürlich nur unzureichend und wer sich eine Symbiose all dieser Stile nicht vorstellen kann, der muß sich die Band schon mal näher zu Gemüte führen. Genau dafür gebe ich Euch nun hier einen Überblick über die relevantesten Songs der Berliner Band.
Da ich ein Freund chronologischer Zusammenstellungen bin, fange ich natürlich mit der ersten Platte "The Schlechst Of" an, welche 1999 bei "Rod Rec" erschienen ist. In meinen Augen ist das die beste Scheibe von KNORKATOR, welche mit "Schwanzlich willkommen", "Ich will nur fickn", "Klartext", "Kurz und klein", "Weg nach unten", "Es kotzt mich an", "Böse", "Ding inne Schnauze" und "Mich verfolgt meine eigene Scheiße" die größten Live-Kracher der Berliner enthält. Aber auch die anderen Songs können mit ihrem brachialen Mix aus deftigen Metal-Riffs, Techno-Beats und den abstrusen Texten zwischen Genie und Wahnsinn überzeugen. Dieser Erfolg brachte den Jungs einen Vertrag bei der großen Plattenfirma "Mercury Records" ein und es folgten in kurzem Abstand zwei CDs, auf denen die Band neben den Songs im etablierten Sound-Gewand mit Experimenten aufwarteten, welche mal mehr und manchmal auch weniger gelungen waren. Die besten Songs von "Hasenchartbreaker" und "Tribute to uns selbst" sind "... (Buchstabe)", "Ich bin ein ganz besondrer Mann", "Alles ist Scheiße", "Verflucht und zugenäht", "Ich verachte Jugendliche" sowie "Ich lass mich klonen". Aber auch die Cover-Versionen von "Highway To Hell" oder "All That She Wants" haben ihren ganz eigenen Charme.
Ebenfalls im Jahr 2000 nahmen die Berliner Musiker mit dem Song "Ick wer zun Schwein" am deutschen Vorausscheid des "Grand Prix d'Eurovision de la Chanson" teil und erreichten trotz ihres für die breite Masse der Fernseh-Zuschauer schockierenden Auftrittes den vierten Platz. Doch das große Medien-Echo konnten die Berliner leider nicht ausnutzen und es wurde in der Folgezeit erstmal ruhig um KNORKATOR. Erst im Jahr 2002 folgte die in Eigenregie veröffentlichte CD von "High Mud Leader", welche ausschließlich stromlose und musikalisch überwiegend belanglose, schlagerhafte Mucke enthielt. Diese Platte war nur ein abseitiges Spaß-Projekt (so wie Bandchef Alf Ator auch hin und wieder Bücher schreibt) und enthielt mit einer Cover-Version von "Smoke On The Water" sowie dem grenzdebilen "Ferien in Algerien" nur zwei akzeptable Songs. Erst 2003 konnten KNORKATOR mit ihrem Silberling "Ich hasse Musik" überzeugen, auf dem Hits wie "Der ultimative Mann", "Ich hasse Musik", "Schmutzfink", "Schüchtern" oder "Ma Baker" zu finden waren.
Nun wurde es abermals ruhig um die Berliner, weil sich Bandchef Alf Ator auf das Schreiben von Büchern konzentrierte (bei den dazugehörigen Lesungen waren aber oft auch die restlichen Bandmitglieder dabei). Erst im Jahr 2005 veröffentlichten KNORKATOR dann eine Live-DVD, auf welcher auch erstmals der Smash-Hit von der Anfang des Jahres 2007 erschienenen CD "Das nächste Album aller Zeiten" enthalten war. Neben "Wir werden alle sterben" können die Berliner auf dieser Platte mit "Alter Mann", "Lied vom Pferd", "Eigentum", "Für meine Fans", "GV" und "Franz Hose" an die Qualität und Genialität der ersten Platte anschließen, weswegen es für Fans der Berliner Band umso unverständlicher ist, daß nun musikalisch und textlich alles gesagt sein soll. Okay, der zuletzt produzierte Song "Kinderlied" wandelt musikalisch auf ausgelatschten KNORKATOR-Pfaden, kann jedoch textlich vollkommen überzeugen. Haben die Jungs wirklich schon ihren musikalischen und textlichen Horizont überschritten? Das muß dann wohl jeder selbst entscheiden!

(Text: HeRo, Bild: Knorkator)
 
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