BESPRECHUNGEN VON OSTMETAL-TONTRÄGERN


BÖLK “Gar Nicht“ (Demo, Eigenproduktion, 1991)

Bei einem Bandnamen und einem Titel wie diesem denke ich in erster Linie an Spaß-Punk oder musikalische Stümper Marke A.O.K., jedoch ist vorliegender Tonträger zumindest rein spielerisch den zweitgenannten Vertretern der lustigen Stromgitarren-Fraktion weitaus überlegen. Nach einer versoffenen Parodie des TORFROCK-Klassikers “Beinhart“, welches hier für einige Sekunden als A-Capella-Intro verwendet wird, erklingt ein Riff, welches mich ein wenig an AC/DC erinnert, bevor man plötzlich sämtliche Stilmittel des Metals in einen Topf wirft und alles bunt und mit viel Spielfreude vermengt. Es wird munter drauflosgeballert, was das Zeug hält und man hat gar nicht die Möglichkeit, sich für einen Stil zu entscheiden, den man der “Besten Öffentlichen Lärm-Katastrophe“, wie sich die Formation aus Aue selbst nannte, zuweisen könnte. Ohne Rücksicht auf Verluste bedient man sich sämtlicher Klischees aus Thrash, Death, Grind und einer gehörigen Portion Spaß. Dieses Konzept erinnert mich aufgrund der Zusammensetzung nicht selten an Gruppen wie ganz frühe MANOS, auch wenn das musikalische Schaffen von BÖLK eher in Richtung spätere PANTHER verweist.
Das im legendären “Schneuf Sound Studio over the Altstoffhandlung“ aufgenommene kurzweilige Werk glänzt mit einer hervorragenden Produktion und weiß zu begeistern, wenn man eine gute Portion Nostalgie, gepaart mit Krach, Spaß und guter Laune braucht, um dem Alltag für eine halbe Stunde zu entfliehen. Daß dabei auch eine Neuvertonung der DDR-Hymne mit dem Titel “Red Pigs“ nicht fehlen darf, um seine persönliche Abrechnung mit dem kurz zuvor gefallenen System zu machen, scheint bei der gebotenen Vielfalt fast selbstverständlich. Das abschließende “Poor Boy“ nimmt dann die LORDS gehörig auf die Schippe, bevor man sich mit einem kurzen und noisecorigen “Scrambled Eggs“ in bester A.O.K.-Manier verabschiedet und einen lachenden und etwas verstörten Hörer zurückläßt, der sich auf diesen Schock gleich noch ein Bier aufmacht.
Im Jahre 1993 nahm man noch ein zweites Demo mit dem Titel “Day Off“ auf, welches jedoch leider nicht zu meinen in der Privatsammlung existierenden Ostmetal-Schätzen gehört und demzufolge von mir auch nicht in diese Bespre-chung einbezogen werden kann. Nach dieser Veröffentlichung wurde es ruhig um die Gruppe, wie es leider Anfang der Neunziger Jahre auf fast alle Bands dieser Sparte zutraf. BÖLK zählen aus meiner Sicht vielleicht nicht gerade zu den essentiellen Vertretern des DDR-Metal-Undergrounds, haben mit ihrer Veröffentlichung aber dennoch einen kleinen Furz auf der nicht sonderlich stark besiedelten Landkarte des Arbeiter- und Bauernstaates gelassen.

(Text: Engel, Bilder: bandeigene Promotion)
 
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